Meine ersten politisch-philosophischen Gespräche führte ich von der Pubertät an mit meiner Schwester, wenn wir nach dem Mittagessen die Küche aufräumten. Ob wir von nahe liegenden Themen ausgingen, beispielsweise der Frage, was für oder gegen Sonntagskleider spricht, oder von weit entfernten wie der Frage, was der Rückzug aus Vietnam für die Familien der gefallenen Vietnamsoldaten bedeuten würde, immer brachten wir ein gesellschaftlich-politisches Geschehen in Verbindung mit unserem persönlichen Erleben oder umgekehrt. Dies ist für mich politisches Denken.
In meiner kommunistischen Zeit zu Beginn des Studiums, in der sich die Schulungsleiter redlich bemühten, mir dieses „kleinbürgerliche“ eigenständige Denken wieder abzugewöhnen, begeisterte ich mich für politisch-philosophische Texte von Feuerbach, Marx und Mao.
Leider begegnete ich den politisch-philosophischen Autorinnen, die meine wichtigsten Lehrmeisterinnen wurden, erst viel später: Als ich 1988, frustriert von der Sackgasse, in der die Frauenbewegung (und auch mein Leben) gelandet war, das Denken und die Politik italienischer Feministinnen aus Mailand und Verona kennenlernte, begann ich durch sie auch Bücher von Hannah Arendt und Simone Weil zu lesen. Seither helfe ich mit, dieses Denken in Deutschland zu vermitteln und weiter zu entwickeln, durch Übersetzungen, Vorträge, Seminare und eigene Texte, seit einigen Jahren auch in Mailinglisten und Blogs (www.flugschrift.de , www.gutesleben.org, www.abcdesgutenlebens.wordpress.com) und in unserer Onlinezeitung für Politik und Philosophie „beziehungsweise-weiterdenken“ (www.bzw-weiterdenken.de ). Daraus wurde mein zweiter Beruf als freischaffende Philosophin.
Im ersten Beruf bin ich Lehrerin und Diplompädagogin, ich habe auch in Pädagogik promoviert, über Leseerziehung, und arbeite als Lerntherapeutin (www.dorotheemarkert.de ).
Liebe Dorothee,
zum Start hier wünsch ich dir viel interessante Freude dabei! Fidi